„Für gewöhnlich zweifeln wir nicht an der Existenz des Bodens unter unseren Füßen oder des Baumes draußen vor dem Fenster (…).“ (1) – die räumliche, dreidimensionale Anordnung unserer Umgebung ist eine Realität, die wir als gegeben voraussetzen. Unser alltägliches Leben orientiert sich an der Annahme, „(…) die Welt sei, wie jede befriedigende Wahrnehmung, bedeutungsvoll, eindeutig, kohärent und ganzheitlich organisiert.“ (2) Doch woher weiß ich, dass das, was ich visuell erfasse, wirklich da ist, und wirklich so ist, wie ich es sehe? Könnte alles auch ganz anders sein, als es uns erscheint? Lassen sich die Dinge jenseits gängiger Einordnungen und Schemata betrachten und begreifen?
Die Ausstellung „Dealing with Surfaces“ versammelt Arbeiten zeitgenössischer Künstler*innen einer jüngeren Generation, welche den Grenzbereich von Fläche und Raum erkunden. Arbeiten, die nach dem „Dazwischen“ fragen, nach neuralgischen Punkten, Übergängen, Verschiebungen und gegenseitigen Durchdringungen. Wie lassen sich Objekt- und Bildcharakter fassen, wo verlaufen die Grenzen, wann lösen sie sich auf? Indem die gezeigten Werke sich einer eindeutigen Bestimmbarkeit entziehen, bildnerische Kategorien unterlaufen oder Diskrepanzen von Repräsentation und Realem aufzeigen, werden scheinbare Gewissheiten über die Beschaffenheit der Dinge relativiert und im Sinne eines „Sehen des Sehens“ (3) Mechanismen visueller Wahrnehmung befragt. In unterschiedlichen Medien und Formaten beleuchten die im Rahmen von „Dealing with Surfaces“ präsentierten Positionen das Spannungsverhältnis von Bildlichkeit und Räumlichkeit, ihrer Wahrnehmung und Darstellbarkeit. Installation, Malerei, Fotografie, Projektion und Skulptur gehen hybride Verbindungen ein, greifen ineinander und fragen nach ihren jeweiligen Rezeptionsweisen. Fläche wird gefaltet und Raum geglättet, Ebenen verschwinden oder vervielfachen sich. Eindrücke entstehen im Auge der Betrachter*innen, um sich im nächsten Moment wieder zu verflüchtigen.
(1)Thomas Nagel: Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung in die Philosophie. Aus dem Englischen übersetzt von Michael Gebauer, Stuttgart 1990. S. 9.
(2) Nina Zschocke: Der irritierte Blick. Kunstrezeption und Aufmerksamkeit, München 2006, S. 80.
(3) ebd., S. 151.
Lars Bergmann
Ceal Floyer
Samuel Henne
Alexandra Leykauf
Marie Lund
Ines Meier
Jong Oh
Marlo Pascual
Ariel Schlesinger
Tillmann Terbuyken
Susanne K. Willand
Kuratiert von
Svea Kellner
Jahresgaben
Alexandra Leykauf: Sunset Harbor at Rio (Martin Johnson Heade) on my desk, 2015
Marie Lund: Hand Full, 2016
Tillmann Terbuyken, Jahresgaben 2015
Susanne K. Willand: Stein. Ansicht I –V, 2015
Veranstaltungen
Sa 07.02.15, 19 Uhr
Eröffnung
Do 12.02.15, 18:30 Uhr
Prof. Dr. Jens Schröter:
Das Flächenbild und das Raumbild
Vortrag
Do 26.02.15, 19 Uhr
Führung mit Svea Kellner
Do 12.03.15, 19 Uhr
Alexandra Leykauf und Svea Kellner:
Perspektiven
Künstleringespräch
Mi 08.04.15, 11–15 Uhr
Spiel mit Raum und Fläche
Kinderworkshop
Do 09.04.15, 19 Uhr
Führung mit Anna Nezel
Förderung
Der Senator für Kultur, Freie Hansestadt Bremen, Stiftung Kunstfonds, Hypo Kulturstiftung, Heinz A. Bockmeyer Stiftung