Eine Toilettenkabine, in die man sich allein oder gemeinsam zwängt. Das ist Stoff von zahlreichen Literaten. Sie animierte aber auch Künstler wie Marcel Duchamp und Robert Gober, mit Alltagsgegenständen wie einem Urinal oder Waschbecken in den Galerieraum zu gehen und den Betrachter mit seinem Intimbereich zu konfrontieren. Auch Christine Moldrickx reagiert mit ihren Keramikobjekten auf Utensilien aus Toilettenräumen. Im Untergeschoss der GAK, dort wo sich gewöhnlich in öffentlichen Gebäuden die WCs befinden, montiert sie Waschbecken und Spiegel aus gebranntem und glasiertem Ton an die Wände. Einige Spiegel glänzen metallisch und verzerren, ohne dass sich darin ein Gesicht widerspiegeln könnte. Andere scheinen vom Dunst beschlagen und zeigen verwischte Spuren von Tags oder Graffiti. Über den Waschbecken wiederum befinden sich keine Wasserhähne, darunter kein Abflussrohr, in dem das Abwasser in die Kanalisation herabrinnen könnte. Stattdessen klafft am Beckenboden ein durch den Kopf der Künstlerin brachial „hereingebombtes“ Loch: Der Kopf als Agens des Aufbrechens, Zerstörens, des Kaputtmachens. Das ganze System ist kaputt, und es ist nur noch die Frage von, von –, (…)
Christine Moldrickx (geboren 1984 in Münster) studierte an den Kunstakademien in Düsseldorf und Frankfurt und schloss 2016 ihr Postgraduierten-Studium an der Rijksakademie van beeldene kunsten in Amsterdam ab. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf und Amsterdam.
Die ursprüngliche Laufzeit der Ausstellung war der 14.03.-19.04.2020. Infolge einer Allgemeinverfügung des Bremer Senats zur Eindämmung des COVID-19-Virus hatte die GAK hatte vom 17.03 – 08.05.20 geschlossen. „Ein Kopf“ von Christine Moldrickx wurde daraufhin bis zum 28.06.20 verlängert.
Projektraum
GAK-Projekte ist eine Ausstellungsreihe anlässlich des 40-jährigen Bestehens der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst.
Kuratiert von
Regina Barunke
Veranstaltungen
So 28.06.20, 11 Uhr
Führung durch die aktuellen Ausstellungen mit Sarah Maria Kaiser, Anne Storm und der Künstlerin Christine Moldrickx
Förderung
Beate + Hartmut Schaefers Stiftung, Bremen
Besonderer Dank an: Weserburg Museum für moderne Kunst, Bremen