Die Brücke, über die man vom Brill zur GAK gelangt, trägt seit 1952 den Namen Bürgermeister-Smidt-Brücke; so benannt im Zuge der Entnazifizierung von Bremer Platz- und Straßennamen. Die nach Johann Smidt (1773-1857) benannte Straße reicht vom Hauptbahnhof bis hierher. Nach Gründung des Deutschen Bundes bemühte sich der damalige Senator Smidt, die Emanzipation der jüdischen Bremer*innen zu widerrufen: Auf dem Wiener Kongress kämpfte er für die Anerkennung von Besitz und Rechten der hanseatischen Oberschicht – um diese Würden anderen gleichzeitig abzuerkennen. Sein Name schreibt reaktionären Konservatismus und Antisemitismus in das heutige Stadtbild ein.
Seit 2019 hat virgil b/g taylor versucht, Antworten auf die mit dem Straßennamen verknüpften Fragen zu finden. Unter dem Asphalt von Bürgermeister-Smidt-Straße und -Brücke waren dabei aber nur weitere offene Fragen in Bremens Geschichte zu finden.
Die Namensgebung der benachbarten Brücke ist nur ein Beispiel für die beiläufigen Arten und Weisen wie urbane Territorien und Zugehörigkeiten markiert, wie Vergangenheit und Gegenwart miteinander in Beziehung gebracht werden und was die Praxis, Orten überhaupt bestimmte Namen einzuschreiben, nach sich zieht. Fiktion kann neue Imaginationen und Um-Ordnungen ermöglichen, sie kann aber auch toxische Beziehungen wiederholen und im wahrsten Sinne des Wortes zementieren. Ausschlüsse sind eine gängige Praxis auf der Grundlage fiktiver, oftmals national konstruierter, Gemeinschaften.
virgil b/g taylors Fag Tips für Gesellschaft für Aktuelle Kunst (FT4GAK) schlagen andere Wege vor. Die FT4GAK finden Sie in den Posterrahmen im Tunnel vor der GAK, online auf fag.tips und in den Aufkleber-Sets, die in der der GAK erhältlich sind.
virgil b/g taylor ist ein schwuler US-Amerikaner, der in Deutschland lebt. fag tips ist taylors spekulatives Online-Zine. Seine Arbeit erforscht Geschichte(n) von Fürsorge, Krise, Ausgrenzung und Toxizität.
In der Posterrahmenserie „Re-Framing“
Fr, 20.01., 19 Uhr
Eröffnung
Publikation
> Fag Tips for Gesellschaft für Aktuelle Kunst
Besonderer Dank für die Übersetzungen an
Erfan Aboutalebi, Onur Çimen, Aria Farajnezhad, Zainab Haidary, Hatem Hegab, Shirin Mohammad, Alex Piasente-Szymański, Jake Schneider, Abdulghaffar Tammaa, Fritz Laszlo Weber
Förderung
„Re-Framing“ wird ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von Kultur.Gemeinschaften, dem gemeinsamen Förderprogramm für digitale Content-Produktion in Kultureinrichtungen der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Kulturstiftung der Länder.