Mit den beiden zeitgleich stattfindenden Einzelausstellungen von Sarah Ortmeyer und Florian Hüttner präsentiert die GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst zwei ausdrücklich unterschiedlich arbeitende, künstlerische Positionen.
Florian Hüttner (geb. 1964, lebt in Hamburg) hingegen entwickelt mittels vielfältiger Medien wie Zeichnung, Fotografie, Installation, Performance, Audio oder Film neue Sichtweisen auf den städtischen Raum. Mit „Fluss-Verschlag“ realisiert er eine ortsspezifische Installation in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst: An die prägnante Fensterfront der zur Weser gewandten Außenfassade baut er eine offene Konstruktion, die die vorhandenen Räume ergänzt. Diese ca. 5m hohe, 9m breite und 2m tiefe Raumerweiterung ist nicht zu betreten, aber durch die Fenster des Aus-stellungsraumes einsehbar. Formal erinnert sie an provisorische Anbauten, denen ihre Zeitlichkeit und Flexibilität als wesentliche Bestandteile eingeschrieben sind. Diese temporäre Architektur wird nicht nur von Besucher*innen der Ausstellung, sondern auch von Fußgänger*innen auf der anderen Flussseite sowie dem Auto- und Schiffsverkehr wahrgenommen – als temporäres Wahrzeichen, das trotz seiner provisorischen Anmutung und seiner fragilen Konstruktion auf zurückhaltende, aber hartnäckige Weise sein Umfeld prägt.
Innerhalb von „Fluss-Verschlag“ beobachten Kameras ihre direkte Umgebung und die durch verschiedene Eingriffe Hüttners und Einflüsse von außen sich ständig verändernde Situation im Inneren des Anbaus. Ihre Bilder werden in den Innenraum übertragen. Auf diese Weise entsteht eine Simultanität in der Wahrnehmung von Innen- und Außenraum sowie von geführtem (durch die Kameras) und selbstständigem Blick (der Besucher*innen von der Fensterfront aus). Das Prozesshafte des Projektes wird durch Ausdrucke an den Wänden betont, die im Laufe der Ausstellung anwachsen und die Situation innerhalb des Verschlages im Verlauf der Zeit dokumentieren. Darüber hinaus umkreisen rund 80 Bleistiftzeichnungen und Aquarelle die Idee der an die Fassade angebauten Konstruktion und belegen deren Herkunft aus einer zweidimensional geprägten Bildauffassung.
In der Tradition von Robert Smithson greift Florian Hüttner in seiner Arbeit Aspekte auf, die Materialien aus anderen Funktionszusammenhängen umwerten, sich mit bereits vorhandener Architektur auseinander setzen sowie Stadtraum temporär besetzen und neu definieren. In einer gefühlten Nähe zu „Bildermachern“ wie Courbet oder Manet bleibt er dabei jedoch in einem von der Zweidimensionalität sich herleitenden Denken, das sich Landschaft in Zeichnung, Fotografie und Film aneignet. „Fluss-Verschlag“ fungiert in diesem Sinne weniger als architektonisches und skulpturales Element, sondern als eine bildhafte Erweiterung des Raumes.
Kuratiert von
Janneke de Vries
Jahresgabe
Florian Hüttner: o.T. (aus der Serie FLUSS-VERSCHLAG), 2010
Veranstaltungen
Fr 26.02.10, 19 Uhr
Eröffnung
Do 04.03.10, 19 Uhr
Führung mit Janneke de Vries
Do 18.03.10, 19 Uhr
Heinz Schütz: Do it! – KunstAktionen im öffentlichen Raum
Vortrag
Do 25.03.10, 19 Uhr
Führung mit Janneke de Vries
Do 08.04.10, 19 Uhr
Florian Hüttner und Janneke de Vries
Künstlergespräch
Do 15.04.10, 19 Uhr
Daniel Mann: Willard
Filmabend
Do 22.04.10, 19 Uhr
Führung mit Carla Habel
Do 06.05.10, 19 Uhr
Führung mit Imke Itzen
Förderung
Der Senator für Kultur, Freie Hansestadt Bremen