Das Werk von Jan Groover (1943-2012) ist in ihrer Heimat USA überaus bekannt. In Europa dagegen kennt man ihre Arbeit bisher kaum. Hier wird sie vor allem von einer jüngeren Generation von Fotograf*innen als wichtige Impulsgeberin geschätzt.
In den 1960er Jahren zunächst als abstrakte Malerin ausgebildet, wendet Groover sich in den frühen 1970er Jahren der Fotografie zu, da ihr dieses Medium freier und künstlerisch offener scheint als die männlich dominierte Malerei. Eine malerische Herangehensweise bleibt jedoch auch in ihren fotografischen Arbeiten erkennbar und äußert sich von Beginn an in deren sorgfältiger Komposition und dem Schmelz der Farben und Oberflächen. Groovers Aufnahmen fordern die Grenzen des fotografischen Mediums heraus, indem sie sich von der mit ihm allgemein assoziierten, vermeintlichen Authentizität und dem Dokumentarcharakter distanzieren und ein präzise komponiertes Bild präsentieren: Farbe und Form rücken in den Fokus, Perspektiven werden vermengt und aufgehoben und in den reflektierenden Oberflächen wird Licht zum Gegenstand an sich.
Besonders deutlich zeigt sich dieser Ansatz in den Stillleben, die sie Ende der 1970er Jahre aus den Gerätschaften ihrer Küche zusammenstellt: Pfannenwender, Messerklingen, Schneebesen, Gabelzinken, Eierschneider oder Backformen werden mit Pflanzenblättern und Gemüse zu etwas außerhalb ihres Gegenstandes überhöht. Bei Groover sind es die Küchenutensilien der Hausfrau, die auf ihre formalen Wirkungen im Zusammenspiel von Struktur, Licht, Form und Farbe untersucht werden.
Wie bei den Kitchen Still Lives entstammen auch Groovers weitere Themenstränge dem Alltag. Wenige Jahre zuvor entstehen etwa konzeptuelle Bilderserien von amerikanischen Highways oder Wohnungssiedlungen. Schon hier äußert sich ihr Interesse an Farbe und deren bildgestaltenden Qualitäten. Die Aufnahmen seit den frühen 1980er Jahren dagegen fragmentieren den menschlichen Körper, Natur oder Gebäude in reduziertem Schwarz-Weiß zu einem Über- und Nebeneinander unterschiedlich verlaufender Linien auf der Bildfläche. Parallel führt Groover die Stillleben-Thematik fort, nun anhand von präzise zusammengefügten, surrealistischen Bühnensettings, deren Bildaufbau an Morandi oder De Chirico denken lässt.
Die Ausstellung von Jan Groover in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst ist die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin in Europa außerhalb Frankreichs und wird Werkbeispiele seit den 1970er Jahren exemplarisch vorstellen.
Kuratiert von
Janneke de Vries
Veranstaltungen
Fr 25.08.17, 19 Uhr
Eröffnung
Do 31.08.17, 19 Uhr
Führung mit Janneke de Vries
Do 21.09.17, 20 Uhr
Julia Bulk, Fanny Gonella, Arie Hartog, Janneke de Vries:
Zeitgenoss*innen. Gespräche zur Zeitgenössischen Kunst
Mo 9.10.17, 14–18 Uhr
BLICKE BAUEN
Kinderworkshop
Do 19.10.17, 19 Uhr
Führung mit Svea Kellner
Do 09.11.17, 19 Uhr
Shannon Bool: The Second Lens
Vortrag (en)
Förderung
Der Senator für Kultur, Freie Hansestadt Bremen, Waldemar Koch Stiftung