Bubu Mosiashvili macht mit stories make worlds, worlds make stories den Auftakt zu einer neuen Ausstellungsreihe in den Posterrahmen im Außenraum der GAK. In fünf aufeinander folgenden Einzelpräsentationen nehmen die fünf eingeladenen Künstler*innen Sprache zum Ausgangspunkt, um in das spannungsreiche Verhältnis zwischen Wort und Bild zu intervenieren. Sie unterbrechen gewohnte Sehweisen, reflektieren (Un-)Sichtbarkeiten und ermöglichen Intimität im Öffentlichen.
In Bremen tragen 28 Straßen den gleichen Namen: Heerstraße. Sie prägen und durchqueren das Stadtbild, verbinden Bremen mit dem Umland, ihre Geschichte und Entstehung wird jedoch nur selten hinterfragt. Für die Ausstellung widmet sich Bubu Mosiashvili diesen Bremer Heerstraßen. Durch das Spazieren über die Straßen und das Arbeiten im Archiv nähert sich Mosiashvili ihrer Geschichte und Gegenwart. Schlägt man das Wort „Heerstrasse“ im „Bremer Lexikon. Ein Schlüssel zu Bremen“ nach, so verweist das Buch wiederum auf das Wort „Chaussee“. Darunter geschrieben befindet sich folgende Erklärung: „Die Ausfallstraßen, zum Beispiel nach Schwachhausen oder Walle, wurden im alten Bremen ‚Chaussee‘ genannt und erst 1914 bei der aus patriotischen Gründen vorgenommenen Sprachreinigung in Heerstrassen umbenannt“. Die Umbenennung von Straßen während des Krieges diente als „stille Propaganda“, verstärkte auf subtile Weise die Kriegserzählung, das Gefühl der gemeinsamen Verantwortung und letztlich die Identifikation mit der Nation. Tendenzen, die sich auch in gegenwärtige Debatten um die Wirkmacht von Sprache einschreiben und die es stetig kritisch zu reflektieren gilt.
Mosiashvili hinterfragt den Akt der Umbenennung, legt die sich darin eingeschriebenen und vermeintlich unsichtbaren Machtdynamiken offen, indem er die Straßennamen ein erneutes Mal überschreibt. Dabei zentral sind jene Gedanken und Impulse, die ihn durch seine Spaziergänge begleiten und während gemeinsamer Spaziergänge als Teil der Ausstellung weitergedacht werden sollen. Wie prägen diese Straßen unsere Bewegung durch die Stadt? Implizieren militärische Wege nicht auch immer eine Form des Marschierens? Warum sind sie in unserem Alltag gleichzeitig so präsent und doch unsichtbar? stories make worlds, worlds make stories versteht sich somit auch als künstlerische Aneignung und nicht zuletzt als Reflexion darüber, wie wir unsere Wege durch die Stadt wahrnehmen, wenn sie alltäglich werden und welche Geschichten wir dabei (über-)sehen.
Bubu Mosiashvili (geb. 1997, in Tbilissi/Georgien) ist interdisziplinärer Künstler und erforscht in seinen Arbeiten blinde Flecken der Geschichte(n). Sein Fokus liegt auf verborgenen und weggeworfenen Erinnerungen und Fakten, die als Struktur „hinter den Kulissen“ für dominante Erzählungen dienen. Mosiashvili erwarb 2019 einen Bachelor-Abschluss in Kunst an der Staatlichen Akademie der Künste Tiflis und studiert derzeit Freie Kunst in der Klasse von Natascha Sadr Haghighian an der Hochschule für Künste Bremen. Seit 2019 war er an der Organisation des multidisziplinären Projektraums „MAUDI“ in Tbilissi beteiligt und seit 2023 leitet und organisiert er die „Library for Imagined Futures“, eine von Künstler:innen betriebene Bibliothek in Bremen.
Im Rahen von „Re-Framing“ in den Posterrahmen im Außenraum der GAK
Kuratiert von Maxie Kiwitter
Veranstaltungen
Do, 25.04.2024, 19 Uhr
Eröffnung und Gespräch
mit Bubu Mosiashvili und Fritz Laszlo Weber
Fr, 26.04.2024, 17 Uhr
Un/Stimmigkeiten knacken
Workshop mit Fritz Laszlo Weber
> Begrenzte Teilnehmer:innenzahl. Anmeldung unter office(at)gak-bremen.de
Do, 23.05.2024, 18 Uhr
Kollektiver Spaziergang: Kattenturmer Heerstraße
Do, 13.06. und Do, 20.06.2024, jeweils 16 Uhr
Schwarmprinzipien. Techniken der Tarnung und anderes nützliches Bewegungswissen
2-tägiger Workshop mit Liz Rech
Sa, 22.06.2024, 15 Uhr
Kollektiver Spaziergang: Waller Heerstraße
Weiteres Material
Als Teil der Ausstellung erschien die Zeitung „& another story“, in dem der Text „Öffentliche Unsichtbarkeit“ erstmals veröffentlicht wurde.
> Text von Bubu Mosiashvili
Förderung
„Re-Framing“ wird ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von: Der Senator für Kultur der Freien Hansestadt Bremen, Beate + Hartmut Schaefers Stiftung, Gemeinsam – Stiftung der Sparkasse Bremen, Freundeskreis der HfK Bremen