spectators were robbed of entertainment dokumentiert aktivistischen Protest und ist zugleich Alltagsgegenstand, der in fast jeder Küche zu finden ist. Ausgehend von der Ausstellung A good theory in theory greift Belia Zanna Geetha Brückner auf Elemente der Esskultur zurück, um sich mit den Ambivalenzen des Strafvollzugssystems auseinanderzusetzen.
A good theory in theory verstand sich als künstlerische Bestandsaufnahme Brückners anhaltender Recherche, für die sie mit Inhaftierten verschiedener Strafvollzugsanstalten im Briefwechsel steht und nach Gerichten fragt, die Gefangene nach ihrer Entlassung als ersten kochen möchten. Die erhaltenen Rezepte collagierte Brückner mit gebrauchten Geschirrtüchern. Die Jahresgabe entstand als Teil der Ausstellung und gibt den Kontext zur Inhaftierung einer ihrer Briefpartner:innen.
Vor den Augen der Zuschauer:innen erhebt sich eine Person auf einem Snookertisch und schmeißt orangenes Pulver in die Luft – als Stickerei auf einem Küchentuch zeigt spectators were robbed of entertainment die Protestaktion zweier Just Stop Oil-Klimaaktivist:innen während der Snooker Weltmeisterschaft 2023. Beide wurden festgenommen, die zweite Aktivistin noch vor Durchführung ihres Protestes. Die Nebenklage erklärte vor Gericht, die Zuschauer würden ihrer Unterhaltung beraubt. Welches Gewicht kann dem beigemessen werden im Vergleich zu den Aktivist:innen, die in Haft ihre Selbstbestimmung verlieren?
Belia Zanna Geetha Brückner lebt und arbeitet in Berlin. Brückner bezieht ihr Material aus Interviews mit Akteur:innen, Archivdokumenten oder mittels Anfragen und Nutzung von Transparenzgesetzen, während sie gegenüber der Wahl der Medien keine Loyalität verspürt. Ihre Arbeiten entstehen meist im Dialog mit einem Gegenüber, sei es eine staatliche Instanz oder Personen. Dokumente sind für die Künstlerin vielschichtig, als wichtige Zeitzeugnisse, die nicht nur die Erschließung faktischer Informationen ermöglichen, sondern darüber hinaus sozio-politische Machtstrukturen und interpersonelle Beziehungsgefüge offenbaren. In ihrer Arbeit reflektiert sie, wie Gesetze und Regeln einen veränderlichen Charakter haben. Was gesellschaftlich als Norm gilt und welches Verhalten kriminalisiert wird, hat sich in den letzten zwei Jahrhunderten verschoben und ist abhängig von gesellschaftlichem und kulturellem Kontext, von Kritik- und Einflussnahme.
Sie studierte zeitbezogene Medien an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und am Goldsmiths, University of London. Ihre recherchebasierten Arbeiten wurden unter anderem mit dem Karl H. Ditze-Preis und mit dem Max Ernst-Stipendium ausgezeichnet und in Einzel- sowie Gruppenausstellungen im Kunstverein Dortmund (2024), im Künstlerhaus Bethanien Berlin (2024), im Kunstverein Gastgarten Hamburg (2024), im City Surfer Prag (2023), der Goldsmiths University London (2023) und dem EIGEN+ART Lab Berlin (2022) gezeigt. Von 2023 bis 2024 war sie Trägerin des Stipendiums der Hamburger Kulturstiftung zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses.
Belia Zanna Geetha Brückner
spectators were robbed of entertainment, 2024
Stickerei auf Geschirrtuch
52 x 68 cm
Auflage 2
Euro 500,– (inkl. MwSt.)