In unserer Kultur wird der Begriff des ‚Bildes‘ in der Regel mit jenem der Fläche verbunden. Ein Bild ist flach und hängt an der Wand, das scheint selbstverständlich. Allerdings gibt es auch den Begriff der Bildhauerei, der anzeigt, dass Bilder nicht immer Flächen sind. Eine Skulptur, die z.B. eine Person darstellt, ist auch ein Bild – aber kein flächiges Bild, sondern ein räumliches Bild, ein Raumbild. Diese beiden grundlegenden Formen des Bildes bestehen nun nicht einfach historisch nebeneinander, sondern es besteht eine Hierarchie, in der das flächige Bild dem räumlichen Bild übergeordnet ist. Das räumliche Bild scheint von niederer Qualität zu sein. Warum? Weil man dem Flächenbild distanziert gegenüber stehen kann, gleichsam alles auf einen Blick fassen kann, dadurch dem Bild gegenüber souverän ist. Das Raumbild hat immer eine nicht sichtbare Seite, eine irritierende Körperlichkeit, es scheint der Dingwelt zu nahe zu sein… In dem Vortrag soll die Geschichte dieser Unterordnung des Raum- unter das Flächenbildes anhand einiger Positionen aus Philosophie und Ästhetik umrissen werden.
Dr. phil. habil. Jens Schröter ist ab April 2015 Inhaber des Lehrstuhls „Medienkulturwissenschaft“ an der Universität Bonn. 2010-2014 war er Professor für Theorie und Praxis multimedialer Systeme an der Universität Siegen, wo er u.a. für zwei DFG-Projekte verantwortlich zeichnete. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Theorie und Geschichte digitaler Medien, Theorie und Geschichte der Fotografie, Fernsehserien, Dreidimensionale Bilder, Intermedialität und Kritische Medientheorie. In diesem Feld veröffentlichte Schröter zahlreiche Aufsätze und Bücher. Fellowships und Gastprofessuren führten ihn an die Universitäten in Szeged (Ungarn), Guangzhou (China) und jüngst an das DFG-Forscherkolleg „Medienkulturen der Computersimulation“ der Leuphana-Universität Lüneburg.
Ein Vortrag im Rahmen der Ausstellung „Dealing with Surfaces“.