Das Theater ist eines der wichtigsten ästhetischen Bezugssysteme der bildenden Kunst. Seit den 1960er Jahren gehören nicht nur Aufführungsformen wie Happening und Performance zum Repertoire künstlerischer Praxis. Auch andere strukturelle Merkmale des Theaters – etwa die Idee der Bühne, des Bühnenbildes oder des Akteurs – sind Bestandteil künstlerischen Denkens und Handelns. Die Gründe hierfür sind zum Teil formaler Natur: Der Bezug zum Theater dient dazu, den Status und die Funktion ästhetischer Objekte zu hinterfragen und den Faktor Zeit ins Spiel zu bringen. Zum Teil geht es aber auch um die Theatralität des Alltags: um soziale Rollenmuster, um Szenarien, nach denen wir unsere Welt formen, um die Bedeutung, die Gegenstände im Miteinander der Menschen einnehmen.
In seinem Vortrag geht Jörn Schafaff einigen zentralen Aspekten dieser „anderen“ Tradition der jüngeren Kunstgeschichte nach. Dabei geht es ihm nicht zuletzt darum, welche Anteil die Ausstellung – als kulturelles Format der Präsentation – daran hat, Theatralität in Kunst und Leben sichtbar und erfahrbar zu machen.
Jörn Schafaff ist Kulturwissenschaftler und Kunsthistoriker, er forscht, lehrt und schreibt zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Zu seinen Veröffentlichungen als Autor und Herausgeber zählen Sowohl als auch dazwischen: Erfahrungsräume der Kunst (2015), Assign & Arrange: Methodologies of Presentation in Art and Dance (2014), Timing – On the Temporal Dimension of Exhibiting (2014) und Cultures of the Curatorial (2012) sowie das Begriffslexikon Kunst↔Begriffe der Gegenwart (2013). 2010 veröffentlichte er eine Monografie über den französischen Künstler Philippe Parreno. Sein neuestes Buch erscheint 2018 unter dem Titel Rirkrit Tiravanija: Set, Szenario, Situation. Werke 1987 – 2005.
Ein Vortrag im Rahmen der Ausstellung „Than Hussein Clark. The Director’s Theatre Writer’s Theatre“.