„Die Institution Kunstverein ist eine genuin deutsche Erfindung, die seit mehr als 200 Jahren dafür sorgt, dass auch fernab von den großen Kunstzentren Gegenwartskunst auf hohem Niveau erlebt werden kann. Neidisch schauen französische, englische oder z.B. osteuropäische Kollegen auf die deutsche Institutionslandschaft mit ihren hochkarätigen und zahlreichen Kunstvereinen.
Aber in der Diskussion über bürgerliches Engagement und engagierte Vermittlung vor Ort wird der große Wandel, den die Kunstvereine im Laufe ihrer 200-jährigen Geschichte durchlebt haben, oft übersehen. Für das heutige Bild eines programmatisch arbeitenden Kunstvereins mit überregionaler Strahlkraft, wie die GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst in Bremen, reicht die historische Genese des Institutionstypus alleine nicht mehr aus.
In meinem Vortrag möchte ich deshalb die These aufstellen, dass eine spezifische Art der kuratorischen Praxis heute genau so sehr zum Bild eines Kunstvereins gehört wie die klassischen Kriterien wie Mitgliederwerbung und Satzung. Vielleicht muss das Modell Kunstverein im 21. Jahrhundert sich genau so sehr weiterentwickeln wie es in der Vergangenheit der Fall war, um auch weiterhin die ursprüngliche Aufgabenstellung der Kunstvereine erfüllen zu können.“ – Johan Holten
Johan Holten (*1976) studierte Kunstgeschichte und Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2006 ist er Direktor der Heidelberger Kunstvereins und wurde 2009 zum Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) gewählt.
Ein Vortrag im Rahmen der Ausstellung „An einem schönen Morgen des Monats Mai…“ anlässlich des 30-jährigen Bestehens der GAK.