Über Kunst zu sprechen fällt oft schwer, weil sich das Kunstwerk dem gliedernden Zugriff der Sprache zu entziehen scheint. Um zu funktionieren, ist Sprache auf feste Konventionen angewiesen, während die Kunst, jedenfalls die moderne, immer wieder den Bruch mit der Konvention sucht. Der Vortrag betrachtet unterschiedliche Arten des Sprechens – genauer: des Schreibens – über Kunst, vom Fachtext bis zur Kunstkritik. Vieles an der Kunst erweist sich dabei als durchaus greif- und beschreibbar, anderes als flüchtiger. Diese Flüchtigkeit erschwert den sprachlichen Zugriff und kann sogar mancher Kunstkritik als Entschuldigung für gezielte Dunkelheit dienen.
Bei all dem zeigt sich aber auch, dass die Sprache noch ‚jenseits der Wörter’ wirkt, weil sie unseren Blick auf die Welt in so grundlegender Weise prägt, dass wir uns davon kaum lösen können, auch dort, wo wir glauben, es nur mit dem Kunstwerk zu tun zu haben.
Prof. Dr. Andreas Gardt lehrt seit 2001 germanistische Sprachwissenschaft und Sprachgeschichte an der Universität Kassel. Er studierte Germanistik und Anglistik an den Universitäten Mainz, Heidelberg und Cambridge und „Comparative Literature“ an der University of East Anglia. An der Universität Heidelberg promovierte er in anglistischer Literaturwissenschaft und habilitierte in germanistischer Sprachwissenschaft. Er ist ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen sowie zahlreicher Leitungskommissionen, Mitglied im Forschungsnetzwerk „Sprache und Wissen“ und Autor der Beiträge Zur Rhetorik des Kunstdiskurses und Kunst und Sprache. Beobachtungen anlässlich der documenta 12.
Ein Vortrag im Rahmen der Ausstellung „Beyond Words“.