„Tom, Tom, the Piper’s Son“ ist ein Experimentalfilm aus dem Jahr 1969/71 und ein Meilenstein des strukturalistischen Films. Ken Jacobs spielt darin mit dem außergewöhnlichen Reichtum eines Tableau-Films von 1905 von G.W. „Billy“ Bitzer. Basierend auf William Hogarths Kupferstich „Der Jahrmarkt von Southwark“ (Southwark Fair, Januar 1733) bilden seine Straßenverkäufer, Clowns und Taschendiebe die Kulisse für den berühmten im Kinderreim vorgetragenen Schweinediebstahl. Jacobs zoomt in das Celluloid hinein, vergrößert die leicht zu übersehenden Aktionen bestimmter Charaktere, verlangsamt an der einen Stelle das Band und wiederholt an einer anderen, und zeigt dabei die Komplexität des Filmmaterials. „’Tom, Tom, the Piper’s Son‘ war ein Abenteuer, weil ich neue Wahrnehmungsebenen in der zugrunde liegenden kurzen Komödie von 1905 entdeckte. Nicht nur gab es darin eine „freudianische“ Szene mit einem Schwein. Das Filmmaterial unterlag auch dem Verfall, mit Kratzern oder ablösender Emulsion als Zeugnis der Zeit.“ (Ken Jacobs)
Ken Jacobs wurde 1933 in New York, USA geboren. 1966 gründete er den Millennium Film Workshop, den er bis 1968 leitete. Ein Jahr später rief er das Department of Cinema an der State University of New York in Binghamton ins Leben. Hier lehrte er als Professor von 1974 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000. Neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer hat er eine Vielzahl von experimentellen Filmen und Videos gedreht, die weltweit gezeigt wurden. Darüber hinaus präsentiert er seit Mitte der 1970er-Jahre unterschiedliche Film-Performances unter dem Reihentitel „The Nervous System“ sowie ab 2000 „The Nervous Magic Lantern“.
Mit besonderem Dank an
den Künstler und arsenal Verleih, Institut für Film und Videokunst e.V., Berlin
Film im Rahmen der Ausstellung „Mattia Denisse. STATIV. Der Affe Anthropologe VS Die Eidechse Alkoholiker“
Ken Jacobs:
Tom, Tom, the Piper’s Son, 1969/71
16mm digitalisiert, 114 min, stumm
Assistiert von Flo Jacobs, Jordan Meyers, Judy Dauterman