
Die Konjunktur von Schulden im politischen Diskurs steht im engen Zusammenhang mit Veränderungen der globalen Kräfteverhältnisse und sich wandelnden Umweltbedingungen, Modelle permanenten Wachstums bestimmen schuldenbasierte Investitionen nunmehr als Voraussetzung für Produktionsfähigkeit. Damit deutet sich eine Ausweitung, oder gar Eskalation der konzeptuellen Analogie zwischen künstlerischer Produktion und einer finanzialisierten Gegenwart an, die Marina Vishmidt und andere im Motiv der Spekulation identifizierten.
Im Anschluss an Leigh Claire LaBerges Absage an eine „zunehmende Abstraktion“ von Verwertungsprozessen erkundet das Symposium daher die soziale und kulturelle Produktivität von Schulden. Die Beiträge verfolgen entlang der Knotenpunkte „Körper“, „Ökologien“ und „Infrastrukturen“ die Bedeutung von Eigentum, Wert und Zins/Interesse als parallele Momente von Schulden und Kunst seit der Moderne in einer spekulativen Gegenwart. Statt sie zu erklären, zielt das Symposium auf ein erweitertes Verständnis von Schulden als formatives Gefüge von berechneten Wirklichkeiten.
Symposiumssprache ist Englisch. Der Eröffnungsvortrag von Isabell Lorey am Donnerstag, 22.05.2025 um 19 Uhr findet auf deutsch statt und wird simultan ins Englische übersetzt.
Abstracts & Biographies der Vortragenden hier
Programm
Donnerstag, 22.05.2025
19:00 Prekarisierung, Sorge und queere Schulden – Wie wir Demokratie neu denken können
ISABELL LOREY (Cologne)
Eröffnungsvortrag
Umtrunk und gemeinsames Abendessen
Freitag, 23.05.2025
10:00 Welcome and Introduction
SUSANNE HUBER (Bremen)
10:15 PROPERTY: Corporeal Charge and Embodied Unownership
Moderator: Susanne Huber
Debt’s Debt: A Body History of Inequality after the End of Slavery to the Present in the United States
FELIX KRÄMER (Erfurt)
The Birth of Debt from the Nature of Value – and a trans lesbian response
LUCE deLIRE (Berlin)
Too Big To Fail, Too Small To Notice
TOON FIBBE (Rotterdam/Brussels)
Performance
Lunch Break
13:30 VALUE: Ecologies in Measure and Scale
Moderator: Friederike Nastold
The Past is in Front of You: Thinking Climate Justice through Debt
VASNA RAMASAR (Lund)
Urban Visions of Global Climate Finance: Indian cities and the making of Groy
FRITZ-JULIUS GRAFE (Zurich)
Coffee Break
15:45 INTEREST: Infrastructures of Expansion
Moderator: Daniel Berndt
Slicing the Cake: On Lebanon’s Economy of Exhaustion IBRAHIM KOMBARJI (New York/Beirut) – digital
Strange Progress: Financial Temporality and the Problem of Indifference BASSAM EL BARONI (Espoo)
________Break
18:00 ACTIVISM: Connectivity and Collectivity
Moderator: Annette Hans
Transfeminist Struggles against Financial Authoritarianism LUCÍA CAVALLERO (Buenos Aires) – digital
„You are not a loan“ – The history and present of debt abolitionist movements CHRISTOPH SORG (Berlin)
Do., 22.05. 19:00
Fr., 23.05. 10:00–20:00
Eine Initiative von Universität Bremen und GAK Gesellschaft für aktuelle Kunst Bremen, in Kooperation mit Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Hochschule für Künste Bremen, Klasse Temporary Spaces
Vortragende
mit Lucía Cavallero, Luce deLire, Bassam El Baroni, Toon Fibbe, Fritz-Julius Grafe, Ibrahim Kombarji, Felix Krämer, Isabell Lorey, Vasna Ramasar, Christoph Sorg
räumliche Aktivierung durch Temporary Spaces (Klasse Asli Serbest, HfK Bremen): Sara Ahmed Neyazy Khayry Elbarkouki, Vladislava Arzamastseva, Belenika Eichhorn, Johanna Hiege, Lea Jung, Jisu Kim, Keumjung Roh, Yoona Song, Yunda Suh, Vera Tolmatsova, Zeynep Yesilmaden, mit Unterstützung und Beiträgen von Elizaveta Boucke, Seulwoo Choi, Robert Coellen, Sebastian Grundmüller, Shatw Gurji
Kooperation
Die Auswirkungen, die Schulden auf Körper, Organismen und Beziehungen haben ebenso wie auf Umgebungen und Infrastrukturen, werden häufig von ökonomischen Abstraktionen und moralischen Aufladungen verschleiert. Die Gruppenausstellung Unter dem Gewicht atmest du anders. Schuld und Haben und das Symposium DEBT. Unsettling Matters of Interest verlagern die Perspektive, um transdisziplinär zu untersuchen, wie sich Verbindlichkeiten materialisieren, wie und durch welche Medien und Apparate sie wirken.
Förderung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Manfred und Ursula Fluß-Stiftung