Im Rahmen der Ausstellung Unter dem Gewicht atmest du anders. Schuld und Haben lädt die GAK zu einem gemeinsamen Spieleabend. Gesellschaftsspiele prägen unsere Wahrnehmung und unser Verständnis von Schulden in einer kapitalistischen Gesellschaft. Gleichzeitig bleibt ihre Darstellung oftmals verkürzt. Wesentliche Aspekte einer neoliberalen finanziellen Realität werden ausgeblendet. Während ein Bild von Chancengleichheit oder individueller Verantwortung suggeriert wird, bleiben externe Faktoren unsichtbar.
Nach einer kurzen Einführung in die Ausstellung, spielen wir in geselliger Runde die Brettspiele Geldmaschine und Set Sail for the Levant: A Board Game About Debt (or a Social Satire). Beide hinterfragen die Akkumulation von Kapital und Schulden und eröffnen alternative Zugänge zu Fragen des Geldmarktes:
Geldmaschine, entwickelt von Samirah Kenawi, legt die Dynamiken des modernen Kapitalmarktes offen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Spielen wie Monopoly, in denen die Teilnehmer:innen gleiches Startkapital und Einkommen beziehen, müssen die Spieler:innen hier zunächst Kredite aufnehmen, um Investitionen zu tätigen und letztendlich Mieteinnahmen zu generieren. Durch unterschiedliche Spielbedingungen wird das Verständnis für vermeintliche Chancengleichheit unter einem Grundeinkommen im Vergleich zum klassischen Kapitalismus, der ungleiche Startbedingungen bereithält, gefördert. Spielerisches Verstehen soll Handlungsmöglichkeiten für den realen, krisenhaften Kapitalmarkt ermöglichen.
Ausgehend vom dem Brettspiel Gänsespiel zeigt die Künstlerin Olivia Plender mit Set Sail for the Levant: A Board Game About Debt (or a Social Satire) die Wechselwirkungen zwischen Landnutzung, sozialer Ungleichheit und der Entstehung des Finanzmarktes auf. Die Transformation von gemeinschaftlicher Allmende hinzu Privatisierung von Land zwang viele Menschen im 18. und 19. Jahrhundert, ihre Dörfer zu verlassen und in die neu industrialisierten Städte abzuwandern, um dort für Lohn zu arbeiten. Plender nutzt diese historische Realität als Basis für ihr Spiel, in dem die Teilnehmenden die Rolle der Landbewohner:innen einnehmen, deren Allmende enteignet wurden. Der Versuch der Verschuldung und Ausbeutung zu entkommen, wird zum Ziel aller Spielenden, jedoch nur eine:m gelingt dieser Erfolg. Dieser „Triumph“ bedeutet jedoch nicht die tatsächliche Befreiung von den Zwängen des Finanzmarktes, vielmehr zeigt er einen Wandel der Rolle innerhalb des Systems auf. Der:Die Gewinner:in der ersten Runde wird selbst Geldgeber:in in der nächsten Runde und erhält damit die Kontrolle darüber, wer finanzielle Unterstützung bekommt und wer nicht.