Beim Bau von römischen und mittelalterlichen Straßen sowie bei der Anlage barocker Parkanlagen wurden Linien über das Land gelegt, die ihm eine neue Bedeutung gaben. Frühere Nutzungen konnten nicht fortgesetzt werden, es bestanden neue Herrschaftsansprüche, die durch Linien zum Ausdruck gebracht wurden.
In der Zeit um 1800 wurde das Land von Linien der Triangulation überzogen, um genaue Landkarten zeichnen zu können. Carl Friedrich Gauß bezog Bremen in sein Triangulationsnetz mit ein, indem er eine Peilungslinie von Zeven zu einer Kirche in Bremen legte, die heute nicht mehr existiert. Das Netz der Gauß’schen Triangulation war auf dem letzten 10-DM-Schein abgebildet. Die Linien der Triangulation verbanden Stadt und Land sowie Schlösser.
Mit neuen Linien wurde Land im 18./19. Jahrhundert neu eingeteilt. Eisenbahnlinien legte man möglichst gerade durch das Land, damit die Züge höhere Geschwindigkeiten erreichen konnten, und bei den Autobahnen verfolgte man zunächst das gleiche Prinzip. Man kann also eine „Kulturgeschichte der Linien“ zusammenstellen.
Prof. Dr. Hansjörg Küster ist Biologe und seit 1998 Professor für Pflanzenökologie am Institut für Geobotanik der Leibniz Universität Hannover.
Ein Vortrag im Rahmen der Ausstellung „Till Krause. Briesener Zootzen“.