Vorhänge, Fell und Wäsche weiß, der Teppich blau. Adolf Loos radikalisiert 1903 gängige Materialien und Ausstattungen von Schlafzimmern, nimmt ihnen Ornamente und Möbelkonturen, lässt ein verschleiernd Textiles, eine betonte und zugleich poröse Materialität zurück. Das transluzide und fließende weiße All-Over vermittelt ähnlich dem Raum zwischen Wachen und Schlafen Durchlässigkeit und Entgrenzung. Das Schlafzimmer ist auch ein Manifest des schreibenden und disputierenden Architekten, als „Schlafzimmer meiner Frau“ publiziert, ist es in Kampfrhetoriken um ein Ethos der Moderne geflochten. Nah an Text und Bild suchend werden Verweisstellen und Diskursanschlüsse zu De- und Refigurierungen in Gestaltung, Rede und Bild (Sparsamkeit, Disziplinierung, Entgrenzung, Geschlecht, Sexualität) und ihr Imaginäres angesprochen.
Irene Nierhaus ist Professorin für Kunstwissenschaft und Ästhetische Theorie an der Universität Bremen. Sie ist Leiterin des Mariann Steegmann Instituts. Kunst & Gender und des Forschungsfelds „wohnen+/-ausstellen“ und Herausgeberin der gleichnamigen Schriftenreihe bei transcript. Nierhaus forscht zur visuellen und räumlichen Kultur insbesondere zu Beziehungen zwischen Kunst, Architektur und bildnerischen Medien des 19. und 20. Jahrhunderts wie der Gegenwart und untersucht Wohnen als zentrale Kategorie gesellschaftlicher Raumbildung und entsprechendem Prozessgefüge von Bild, Raum und Subjekten. Ihr Fokus liegt auf der Geschichte, Gesellschaftspolitik und das Konzeptive des Wohnens in verschiedenen Formen und Formaten des Visuellen.
Kathrin Heinz ist Kunstwissenschaftlerin, Leiterin und Geschäftsführerin des Mariann Steegmann Instituts. Kunst & Gender an der Universität Bremen, Leiterin des Forschungsfelds „wohnen+/–ausstellen“ und Herausgeberin der gleichnamigen Schriftenreihe im transcript-Verlag. Dieser Reihe entstammt auch der 2016 mit Irene Nierhaus herausgegebene Band „Matratze/Matrize. Möblierung von Subjekt und Gesellschaft. Konzepte in Kunst und Architektur“. Seit 2005 ist sie Mitherausgeberin der Fachzeitschrift „FKW//Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur“. Ihre Arbeitsschwerpunkte in Forschung und Lehre sind Themen der Kunst- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Künstler*innenschaft in der Moderne, Geschlechterkonstruktionen.
Online-Vortrag im Rahmen der Ausstellung „gerlach en koop. Was machen Sie um zwei? Ich schlafe.“ mit einer Einführung von Kathrin Heinz
In Kooperation mit dem Mariann Steegmann Institut. Kunst & Gender und dem Institut für Kunstwissenschaft—Filmwissenschaft— Kunstpädagogik, Universität Bremen
Förderung
Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Fonds Soziokultur und NEUSTART