Gesellschaft für Aktuelle Kunst
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nearly all types of honey crystallize
Führung mit Victor Artiga Rodriguez & Dawoon Park (EN)

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Kuratorinnenführung mit Annette Hans
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  • Zeichnung in der deutschen Übersetzung von René Daumals „Le mont analogue“, erschienenen bei zero sharp

Maximilian Gilleßen und Anton Stuckardt (zero sharp, Berlin):
Symbolische Berge, imaginäre Lösungen. Vom Clinamen

11.07, 19:00 Uhr

Alles, was es gibt (und was es nicht gibt, oder besser gesagt: was es in seinem Nicht-Sein gibt), verdankt sich einer ursprünglichen Abweichung, einem Differieren des Selben von sich selbst. „Clinamen“ nannte der antike Naturphilosoph Lukrez „der Ursprungskörper winzige Beugung“ (De rerum natura, Buch II, V.292), jenes zufällige Abweichen der Atome von ihrem geradlinigen Fall durch den leeren Raum. „Clinamen“ lautet auch der Titel des 34. Kapitels von Alfred Jarrys „neo-wissenschaftlichem“ Roman „Gestes et opinions du docteur Faustroll, pataphysicien“ (Heldentaten und Ansichten des Doktor Faustroll, Pataphysiker), in dem eine Malmaschine selbst nach der vollständigen Verwüstung von Paris unentwegt neue Bilder kreiert. Einer der besten Schüler von Jarry, René Daumal, schuf in seinem Fragment gebliebenen Roman „Le Mont Analogue“ (Der Berg Analog) den Mythos eines Berges, der als Bindeglied zwischen Himmel und Erde, Menschen und Göttern zwar notwendig existieren muss, aber nur durch logische Deduktion geographisch zu verorten ist: Eine Krümmung nicht bloß der Atome, sondern des euklidischen Raums verbirgt ihn den Augen des Uneingeweihten. Am Beginn der Expedition steht somit die Einübung in eine Wissenschaft der imaginären Lösungen: die Pataphysik. Denn insofern sie die Identität von Realem und Imaginärem und damit zugleich die Bedeutung der Imagination für die Setzung ihrer (imaginären) Differenz erweist, gibt sie die Sicht frei auf jene innere Geometrie der Sprache, der Linien und der Schrift, die stets andere Welten hervorzubringen vermag.

Maximilian Gilleßen, geboren 1988, studierte Philosophie in Berlin und Paris. Zusammen mit Anton Stuckardt gründete er im Jahr 2014 den Verlag zero sharp. Er übersetzte und kommentierte Werke von René Daumal, Jean-Pierre Brisset, Gaston de Pawlowski, Michel Carrouges, René Crevel und Raymond Roussel, dem auch seine Dissertation gewidmet ist. Er ist Mitglied der Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien und des Collège de Pataphysique.

Anton Stuckardt, geboren 1989, studierte Grafikdesign an der Hochschule für Gestaltung Offenbach und der Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam. 2014–2015 war er als Researcher an der Jan van Eyck Academie, Maastricht (Projekt: „La maison plate – architecture in the thin space of virtuality“). Seit 2014 betreibt er zusammen mit dem Übersetzer Maximilian Gilleßen den Verlag zero sharp, arbeitet als freischaffender Grafikdesigner und seit 2016 als akademischer Mitarbeiter an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.

 

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Do 11 Jul 2019, 19:00 Uhr